Auch wenn ich die Leistung des 16jährigen Schülers für hervorragend halte und nicht schmälern möchte, muss ich an dem Lernangebot „gamescript“ aus didaktischer Sicht leider sehr starke Abstriche machen.
Die m. E. entscheidende Frage lautet: Warum wird eigens eine Programmiersprache erfunden, um das Programmieren zu lehren? Warum greift man nicht auf eine einfache und gebräuchliche Programmiersprache wie JavaScript (zur Dynamisierung von Websites) zurück? Für die neue Programmiersprache wird sich nach Aussage des Autors (Startseite) an die Syntax von insgesamt vier (!) bekannten Programmiersprachen „angelehnt“. Das hat mit didaktischer Reduktion wenig zu tun und wird wahrscheinlich nur für den Autoren des Lernangebotes sehr lehrreich bleiben. Die Verwendung einer „neuen Programmiersprache“ ist unter den Rahmenbedingungen einer G8 Schule keineswegs lernökonomisch.
Die dann im Tutorial des Lernangebotes eingeführten grundlegenden Begriffe wie Variable, Funktion, Bedingung etc. sowie Standard-Programmierstrukturen wie Schleife; Array usw. könnte man ebenso gut mit JavaScript erläutern, wobdiese Auswahl gewährleistet, dass entsprechender Code ganz einfach auf eigenen Websites oder mit jedem Browser getestet werden könnte. Es entfällt auch das umständliche Editieren im Editor, zwischenspeichern usw., da dies per se der übliche Weg beim Programmieren mizt JavaScript ist.
Fertige Skripte könnten ebneso auf einer Seite oder in einem Verzeichnis aufrufbar deponiert und so anschaulich demonstriert werden. Dabei käme es zusätzlich darauf an, verwertbare, also nützliche Strukturen anzubieten (wie z. B. eine Passwortabfrage für die eigene Website). Die bei „gamescript“ überwiegend angebotenen Bewegungen von Punkten und Spiele gibt es alle fertig programmiert im Internet, und zwar für fast alle Programmiersprachen, hier geschieht – im didaktischen Sinne also wenig Neues oder wenigstens Nützliches!
Positiv hervorzuheben ist ganz klar der Ansatz, gleichzeitig ein Problem zu zeigen, den Ablauf des Programms in einem Monitorfenster abzubilden und das Resultat des Codes in einem weiteren Monitor darzustellen, das Ganze durch Buttons steuerbar. Diese Vorgehensweise ist gut geeignet, Programmabläufe oder Prgrammschritte anschaulich und nachvollziehbar zu machen. Dies könnte allerdings mit JavaScript einfacher und damit schneller realisiert werden.
Ich befürchte daher, dass das Lernangebot aufgrund der Verwendung einer individuellen Sprachvariante, die Zeitverluste beim Erlernen verbnreiteter Programmiersprachen verursacht, seiner fehlenden didaktischen Reduktion, der fehlenden kleinschrittigen Hinführung zu immer größeren Programmstrukturen, der Verwendung wenig spektakulärer Beispiele nicht zu den angestrebten Lernzielen für die genannte Zielgruppe führt oder wenig dazu beiträgt. Leider!