Die Aufgabenstellung thematisiert einen wichtigen Aspekt bei der Entwicklung medialer Lernangebote.Als Entwickler medialer Lernangebote kann ich sagen, dass bei allen medialen Lernangeboten, an denen ich als Entwickler beteiligt war, niemals die reine Form sequentiell oder logisch realisiert wurde, sondern stets eine Mischform, also sequentielle Elemente kombiniert mit logischen Strukturen je nach Bedarf, Thema, Ansatz und Zielgruppe. Dennoch braucht es eine Art Entscheidungsprozess (könnte das nicht auch das Drehbuch sein?), welche Struktur eine mediales Lernangebot haben soll.Ich bezweifle die Nützlichkeit soziodemographischer Daten, weil die Aussage, dass jemand einen Hauptschulabschluss hat, mittlerweile aber vielleicht 15 Jahre in einem Unternehmen Expertenwissen ansammeln konnte, genauso wenig weiterhilft wie die Aussage, dass jemand Abitur hat, der sich bereits mit 25 Jahren entschlossen hatte, ein Dauergast im Nirwana der Nichtentwicklung zu werden. Wichtiger ist die konkret z. B. in einem Unternehmen vorgefundene Realität (Lernsituation, Status der Weiterbildung, Entscheidungsfreiheit etc.).
Bei den Punkten Motivation, Lerndauer, Einstellungen und Erfahrungen sind vor allem die Möglichkeiten interessant, die man Im Rahmen eines konkreten Projektes hat: also kann und soll motiviert werden oder sollen Leute auf Linie gebracht werden, gibt es Freiräume hinsichtlich der Lerndauer oder wird die verbrauchte Zeit allein unter Kostengesichtspunkten gesehen, werden die Erfahrungen und Einstellungen der Teilnehmenden beachtet, wertgeschätzt, gewürdigt?
Alle methodisch-didaktische Mühe ist umsonst, wenn den Personen der Zielgruppe kein Respekt entgegengebracht wird, indem sie z. B. in einem Lernprogramm durch allzu rigide Steuerungsmechanismen ohne die Möglichkeit eigener Entscheidungsfreiheit entmündigt werden.
Dennoch ist es richtig, eine genaue Einschätzung und Analyse des Lehrstoffes (didaktische Reduktion), der Lernsituation, der Zielgruppe vorzunehmen, den Lernstil halte ich als Kategorie für zu vage und daher vernachlässigbar.
Nach meiner Erfahrung beschreiben die Entwickler oft genug den Prozess, den der Kunde möchte und gestalten ihn entsprechend bei den ersten Entwürfen zum Drehbuch, den sie machen. Dabei fließen dann weitere Informationen, neue Informationen, Hinweise aus der Beteiligung der Zielgruppe etc. ein.
Keinen Sinn macht es jeoch, ohne sich mit modernen Konzepten der Didaktik beschäftigt zu haben, einen Entwurf für die Struktur (z. B. exploratives Lernen) eines medialen Lernangebotes anzufertigen.
Meinst Du auch bspw. Alter, Religion und Geschlecht sind nicht so nützlich? Ich denke schon, dass man diese Aspekte berücksichtigen kann/sollte. Aber ich stimme Dir zu, dass man noch stärker auf die aktuelle Realität im Unternehmen bzw. der Lernenden schauen sollte.